Die Zeit war nie besser um weniger zu arbeiten

“Ich würde gerne weniger arbeiten.”

“Ich hab so viel zu tun.”

“Diese Woche ist so stressig.”

“Ich komme zu nichts mehr.”

Diese Sätze höre ich fast täglich.
Aber warum?

Wir mussten nie weniger arbeiten als heute.

Im Keller meiner Großeltern hängt ein Waschbrett. Darauf hat meine blinde Ur-Oma ihre und die Wäsche ihrer Kinder geschrubbt.
Manchmal denke ich daran, wenn ich meine Wäsche in den Trockner werfe und muss dabei grinsen.

Entfernte Verwandschaft von mir aus Polen bringt bei ihren Besuchen Unmengen von selbstgezogenen Kartoffeln und handgeschälten Nüssen mit. Sie versorgen sich mit ihrem kleinen Hof komplett selbst.
Was für eine Arbeit.
Ich gehe auf den Markt oder auch mal ans Tiefkühlregal. Wenn es schnell gehen muss oder gemütlich ist, greife ich zum Telefon und ruf das Pizzataxi.

Ab und zu gönne ich mir gerne ein schönes Wildgulasch mit Klößen. Das Fleisch hat seinen Preis, aber dafür muss ich nicht stundenlang im Wald liegen und auf den richtigen Schuss warten.
Auch meinen Fisch angle ich nicht selbst.

Im Büro greife ich regelmäßig auf Textvorlagen zurück, statt alles neu auf der Schreibmaschine zu tippen.

Also, warum um Gottes Willen haben wir Stress?!

Meine Theorie: Wir sind Geiseln der Technik!

Die Entwicklung vom guten alten Telefon mit Wählscheibe hin zum modernen Smartphone hat uns immer freier gemacht.

Der erste Schritt war das kabellose Telefon. Plötzlich konnte man bequem auf dem Sofa telefonieren. Damit begann die Vermischung von Arbeit und Entspannung. Denn plötzlich konnte man im Wohnzimmer dienstlich telefonieren.

Dann kamen die ersten Handys und man konnte auch im Auto und später auch überall telefonieren. Der Nachteil: man wird jetzt auch immer und überall gestört und bei seiner aktuellen Tätigkeit unterbrochen.

Nach und nach setzten sich dann Geräte durch, die mehr können als telefonieren. Mit Hilfe der Smartphones kannst du jetzt überall arbeiten.
Das macht uns frei und nimmt uns gleichzeitig gefangen.
Denn wir können nicht nur überall arbeiten, sondern wir tun es auch fast immer und überall.

Ich finde es immer erschreckend, wenn Menschen auf dem Klo weiter telefonieren.

Auf dem Spielplatz sehe ich immer wieder Menschen, die am Telefon klemmen statt mit ihren Kindern zu spielen.

Und am meisten nerven mich die Mitmenschen, die während einem Kneipenabend andauernd etwas in ihren kleinen elektronischen Kasten tippen oder sogar das Gespräch für ein Telefonat unterbrechen.

Nutze die Möglichkeiten der Technik, da wo sie dir helfen zu entspannen, schneller und weniger zu arbeiten. Installiere dir die besten Apps für dein Zeitmanagement. Aber mach dich nicht zur Geisel deiner Technik.

Umsetzungstipps:

Jedes Gerät hat auch einen Ausknopf oder zumindest einen Stecker.

Nutze den “Nicht stören Modus” deines iPhone oder installiere die App Call Blocker auf deinem Android.

Verzichte jeden Tag mindestens eine Stunde ganz auf das Internet.
Oder Versuch es doch mal ein ganzes Wochenende.
Ich habe das mal eine Woche lang gemacht und das lief dann so.

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2 Kommentare

  • Hallo Benjamin,

    ich bin selbst auch immer hin und her gerissen. Ist mein Smartphone jetzt ein Segen oder ein Fluch? Ich kann so viele gute Dinge damit machen. Mit meiner ausklappbaren kleinen Tastatur kann ich überall arbeiten. Bin unabhängiger. Und gleichzeitig auch gefangener, wie du schreibst. Es kostet dann schon ganz schön Überwindung, einfach mal das Smartphone in der Tasche zu lassen. Eine Frage und ein Prinzip helfen mir schon mal dabei:

    Frage: Beherrscht mich das Smartphone oder beherrsche ICH das Smartphone?

    Prinzip: Menschen sind immer wichtiger als Mobiltelefon. Wenn ich mit der Familie oder Freunden zusammen bin, dann gehört das Ding weggesperrt.

    Und ein Input wie deiner erinnert mich immer wieder daran.

    Das brauche ich.

    Danke.
  • Lieber Johannes,

    vielen Dank für deinen Kommentar.
    "Menschen sind immer wichtiger als Mobiltelefone." Das gefällt mir sehr gut. Inzwischen gibt es schon die ersten Kneipen in denen man ein Freigetränk bekommt, wenn man sein Handy abgibt.

    viele Grüße Benjamin

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