Warum ich aufgehört habe Schnell zu arbeiten und warum du es mir nachmachen solltest

Aktuell ist es 5:45 Uhr, ich bin seit einem Stündchen wach. Du weißt, das war früher mein normaler Rhythmus, um 4:45 Uhr morgens mit der Arbeit zu beginnen, also zunächst mit meiner ausführlichen Morgenroutine. 

Aufgrund einer längeren Erkrankung hat sich mein Rhythmus komplett verschoben, ich kam morgens ganz, ganz schlecht aus dem Bett, oft nach den Kindern. Und so die letzten Wochen wird das wieder deutlich besser, ich werde wieder früher wach. Ich habe auch immer gesagt, ich mache meinem Körper da jetzt keinen Druck, sondern der wird mir zeigen, wann es wieder soweit ist. Und jetzt wurde es jeden Morgen ein bisschen früher von selber und heute war es tatsächlich diese 4:40 Uhr und es hat mich aus dem Bett getrieben, ich war motiviert, ich hatte Bock richtig loszulegen, ich habe schon ein bisschen gelesen, ich habe gebetet, ich habe meditiert, ich habe einen guten Kaffee getrunken. 

Jetzt ein Stündchen später bin ich bereit hier eine neue Podcast-Folge für dich aufzunehmen. Vielleicht hörst du es, ich bin ein bisschen verschnupft noch, aber ich glaube, das ist so im Rahmen, dass das kein Problem ist. 

Warum ich aufgehört habe schnell zu arbeiten und warum du das auch tun solltest? 

Als ich die Mindmap mit Mindmeister für diese Folge geschrieben habe, saß ich gerade bei einem großen Fortbildungstag von meinem Bistum, also in meinem Hauptjob als Seelsorger. Es war schon ein großer Plenumsvortrag gelaufen, dann war ich schon in einer kleinen Gruppe, habe ein bisschen gearbeitet. Nach dem Mittagssüppchen habe ich mir ein Projektvortrag angehört über eine neue Idee und eigentlich sollte ich in dem Moment, wo ich das jetzt hier schreibe, noch in einem anderen Vortrag sitzen. 

Ich habe gemerkt, nee, das wird mir zu viel. Zu viel Input, zu viele Ideen, zu viele Menschen und ich habe mich rausgezogen. Schließlich bin ich ein erwachsener Mann und man kann mir nicht so schnell sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich habe mir eine Sitzecke in diesem Weiterbildungshaus gesucht und habe einfach ein bisschen in der Gegend rumgeguckt und dann wollte ich für diese Folge was schreiben. 

Stelle dir folgende Situation vor, ich sitze in dieser Sitzgruppe und gegenüber auf der Bank liegt ein Kollege. Jacke unter dem Kopf, Schuhe vor der Bank ordentlich aufgestellt, die Hände ineinander verhakelt auf der Brust und er schläft, tief und fest. Fast 500 Kollegen lärmen durchs Haus, zusätzlich noch andere Veranstaltungen. Überall ist es laut, Menschen knallen Türen, unterhalten sich und er liegt da und schläft. Was für ein Vorbild. Meine Güte kann der Mann sich Pausen nehmen. Ich war tief beeindruckt. Das ist ja so, dass genau das Gegenteil irgendwie modern geworden ist. 

Husteln

Aus Amerika ist dieser Begriff hustlen rüber geschwappt, also immer schneller arbeiten, viel schaffen, möglichst effektiv sein, sich keine Pausen gönnen und das dann noch stolz bei Facebook, Twitter, Instagram und so weiter posten, was man für ein toller Hecht ist, dass man all diesen Schnickschnack wie Pausen und Auszeiten nicht braucht und einfach immer voller Energie ist und wenn man für sein Thema brennt, dann braucht man keine Pausen. Boah! 

Und ich frage mich, wie lange wollt ihr das eigentlich machen? Wie lange wollt ihr das denn schaffen? Klar, kann man das mal einen Tag machen, aber das darf doch nicht der Normalfall werden seinen Körper so auszuschlachten. Und vor allem wofür soll ich mich denn selber so aufopfern? Ich frage dich, dankt dir das wirklich nachher jemand? Danken es dir deine Kunden, wenn du immer weitermachst? Und was sagt deine Familie dazu, die du dann kaum noch siehst? Oder wenn du durch dieses ganze schneller arbeiten, durch dieses Hustlen, krank wirst? Tut dir das gut, wenn deine Kinder irgendwann sagen, Mensch, Papa, Danke, oder Mama, für das viele Geld, was du rangeschafft hast? Es wäre halt schön gewesen ich hätte dich auch mal gesehen...

Ich frage mich immer, wofür hustlen? Wer dankt es mir und was ist, wenn ich dadurch sogar krank werde oder früher sterbe. Deswegen habe ich aufgehört schnell zu arbeiten. Ich gönne mir auch in so einem Fortbildungstag die Pausen, die ich gerade brauche. Und ich gönne mir diese Pausen natürlich auch im Alltag. Ich bin ausgestiegen aus dem Hamsterrad des immer schnelleren Arbeitens. Dabei sollte man auch bedenken, wenn man meint, man muss das tun, um irgendwelche Karriereleitern hochzusteigen oder mehr Erfolg zu haben, von innen sieht ein Hamsterrad auch aus wie eine Erfolgsleiter und eigentlich drehst du dich dann nur noch im Kreis. Jetzt wirst du dir vielleicht sagen, ist ja schön Benjamin, dass du uns das erzählst, total toll, dass du das machst, aber wie machst du das? Was konkret kann ich jetzt machen? Wie kann ich sagen, ich möchte aussteigen, ich möchte bewusst langsamer arbeiten? Da habe ich einige Schritte für dich vorbereitet und hoffe, dass einiges dabei ist, was du umsetzen kannst. 

Wie immer gilt natürlich wie so ein Bauchladenprinzip, nimm dir, was du davon brauchen kannst und den Rest lass für andere liegen. Zunächst mal finde ich es ganz wichtig, um langsamer zu arbeiten, alle deine Aufgaben und Termine zu hinterfragen. Also frag dich bei jeder Aufgabe und jedem Termin regelmäßig. Ich mache das bei der Wochenplanung und habe das einmal im Monat in meinem Todoist stehen, dass ich mir den nächsten Monat angucke, mit zwei Fragen:

Muss das wirklich sein und muss ICH das wirklich tun, wenn es sein muss? Oder ist vielleicht jemand anderes besser oder schneller? Also muss es wirklich sein und wenn ja, kann ich die Aufgabe automatisieren oder delegieren? 

Über diese 3 Schritte habe ich schon mal in einer früheren Folge gesprochen. Hier geht es zum Post.

Prioritäten

Prioritäten ordnen, ist natürlich auch ein ganz wichtiger Schritt, um aus dem schnellen Arbeiten auszusteigen. Also welche Rolle spielt die Arbeit in deinem Leben? Was ist in deinem Leben das Wichtigste? Dazu kann ich dir den Tipp geben, wirklich mal alle Rollen, die du hast, aufzuschreiben. Also Mutter, Chefin, Unternehmerin, Schwester, Tochter, Freundin von soundso, Freundin von soundso, Mitglied in der Theatergruppe, Mitglied im Walkingtreff und so weiter und so fort. Und dann diese aufgeschriebenen Rollen mal auf einzelne Karten zu schreiben und in eine Reihenfolge deiner Prioritäten zu bringen. Was ist dir davon am wichtigsten und was ist dann abgestuft weniger wichtig? Das heißt nicht, dass das Letzte unwichtig ist. Es kann sein, dann schmeiß es raus aus deinem Leben, gucke, wie du diese Verpflichtung auf loswirst, aber vielleicht sind es auch alles wichtige Dinge, aber sie sind natürlich unterschiedlich wichtig. 

Wenn du dir deine Prioritäten einmal bewusst gemacht hast, dann kannst du auf dieser Basis ganz andere Entscheidungen treffen. Wenn die Entscheidung ist, muss ich jetzt diese Mail schreiben oder muss ich erst mit meinem Kind spielen, denke an deine Prioritäten, also spielst du zuerst mit deinem Kind und schreibst hinterher die Mail. Das heißt nicht, dass die Mail nicht geschrieben werden soll und dass die nicht wichtig ist, aber in manchen Situationen ist die Frage der Reihenfolge wichtig. Nämlich indem du klare Feierabendzeiten setzt, das wäre auch schon der nächste Punkt. Wenn ich arbeite, kann ich arbeiten, wenn ich aber zu Hause bin, bin ich zu Hause. Wenn ich mit meiner Frau irgendwo essen gehe, möchte ich nicht auf mein Handy gucken und möchte nicht angerufen werden. Wenn ich wie jetzt in den nächsten Tagen in den Urlaub fahre, dann mache ich mein Handy aus, komplett. 

Im Moment überlege ich, sowas einfach auch zu Hause zu lassen. Es reicht ja, wenn meine Frau eins mithat, wenn irgendwie, wo man einmal am Tag draufguckt, ob was mit Eltern oder Großeltern ist, das ist schon gut, wenn man da erreichbar ist. Aber an sich erstmal zu sagen, ich lasse meine technischen Möglichkeiten zu Hause oder stelle sie zumindest ab. Und das eben nicht nur im Urlaub, sondern auch am Feierabend. Wenn du dir eine Feierabendzeit gesetzt hast und das können wir als Selbständige ja und ich kann das in meinem Hauptjob Gott sei Dank auch zusätzlich, dann einfach auch offline zu gehen. 

Dann ist natürlich ganz wichtig, das, was du als wichtig erkannt hast von den Prioritäten her, einzuplanen in deinen Kalender. Also plane auch deine Freizeit in deinem Kalender ein, plane dir Zeiten für deine Kinder ein, plane dir Zeiten für deinen Partner ein, plane dir Zeiten für dich auch alleine und deine Hobbys ein. Und sag nicht, ich mache das mal, wenn ich mal Zeit dafür habe, weil dieser Moment, der wird nicht kommen, wenn wir ihn uns nicht nehmen. 

Meditation

Dann habe ich einen Punkt, den möchte ich gerne erzählen, weil ich den für mich ganz neu entdeckt habe, und zwar die Meditation. Ich habe immer schon davon geträumt irgendwie mehr zu meditieren und das hat aber nicht so wirklich funktioniert. Also klar, ich bete regelmäßig, aber wirklich klassische Meditation und hinsetzen, auf sich selbst achten, auf deinen Atem achten, war alles für mich sehr schwierig. Ich wurde unruhig, meine Gedanken konnte ich nicht kontrollieren und dann habe ich halt geführte Meditation entdeckt. 

Da gibt es verschiedene Apps für, ich arbeite gerade mit 7Mind. Jetzt muss ich ja immer sagen „Werbung“. Also unbezahlte Werbung an der Stelle, aber aus Überzeugung. Ich arbeite gern mit der App 7Mind. Es gibt auch viele andere Meditations-Apps, auch englischsprachige, aber solche geführten Meditationen war für mich eine totale Entdeckung. Seitdem ich versuche täglich das irgendwie in mein Leben einzubauen, merke ich einen großen Effekt noch mal auf meine Entspannung und Gelassenheit und dass ich dann auch mal gelassener sage kann, so, jetzt hörst du mal auf zu arbeiten, jetzt machst du mal langsamer, gehe mal einen Schritt zurück, gucke dir das noch mal an. Ist das wirklich so wichtig? Und so weiter. Genau. Und dann einen letzten Tipp zum langsamer arbeiten: Regelmäßig bewusst gar nichts tun. Also dich einfach mal hinsetzen und nichts machen. Das klingt schon so, als wäre das eine Meditation, ist vielleicht auch eine Form von Meditation, aber ich finde, es ist noch mal ein Unterschied, ob ich mich berieseln lasse durch eine geführte Meditation oder ob ich einfach mal nichts tue, ganz zweckfrei. 

Du kannst dich hinsetzen und einfach Wolken, Vögel, Bäume oder vielleicht auf einen Kaffee auch Menschen beobachten. Es gibt ein wunderschönes Zitat von Astrid Lindgren. Die hat gesagt, und dann braucht man noch Zeit, um einfach dazusitzen und vor sich hinzugucken. Ich glaube, dass Astrid Lindgren wirklich eine der produktivsten Frauen ist, die ich kenne, wie viele Gedankenwelten da entstanden sind, wie viele Bücher, wie viele Geschichten von tollen Charakteren. Und diese Frau sagt, und dann braucht man noch einfach Zeit, um dazusitzen und vor sich hinzugucken. Ich glaube, das sollte man sich ganz groß aufschreiben und irgendwie in den Flur hängen oder noch besser ins Büro und sich immer wieder daran erinnern lassen einfach mal nichts zu machen. 

Ja, schön und gut, so viele Ideen, aber woher denn die Zeit für all das nehmen? Wann soll ich das denn auch noch alles machen? Wenn du das gerade denkst, hast du einen Knoten im Kopf. Nein, du sollst das nicht auch noch alles machen, du sollst es stattdessen machen. Und wenn du dir überlegst, was vielleicht auch nicht gemacht werden muss, was gerade noch nicht so wichtig ist, wenn du langfristig planst, dann kannst du aktuell weniger Zeit arbeiten und diese Zeit für all diese Sachen nutzen. 

Wenn du arbeitest, dann tust du das allerdings ohne Ablenkungen und mit vollem Fokus, ohne Unterbrechungen, mit einer klaren Aufgabenliste und klaren Zielen, an denen du gerade arbeitest. Denn dann arbeitest du effektiver, dann musst du nicht mehr arbeiten, sondern hast mehr Zeit, um dein Leben regelmäßig anzuhalten und wenn du arbeitest, es auch langsamer tun zu können. Wenn du dazu mehr Tipps brauchst, gehe ein paar Folgen zurück, suche dir interessante Themen in meinem Podcast raus oder gucke auf benjaminfloer.com, da gibt es ja die Artikel auch sortiert nach Kategorien, und du kannst natürlich die Suche im Blog nutzen, um die passenden Themen für dich zu finden, wenn du dich fragst, woher soll ich denn jetzt die Zeit nehmen das auch noch alles zu tun? Ich verspreche dir, wenn du langsamer arbeitest, wirst du mehr Zeit haben. Wow! Wenn du langsamer arbeitest, wirst du mehr Zeit haben, was für ein Paradoxon, aber probiere es aus. Ich verspreche dir, es funktioniert. 

Ganz zum Schluss habe ich eine Einladung noch für dich, und zwar eine Einladung in meine Facebook-Gruppe. Diese Facebook-Gruppe dient einfach dazu, dass ihr eure Fragen stellen könnt, ich werde die ein bisschen beantworten, ihr könnt euch aber auch gegenseitig mit euren vielen, vielen Erfahrungen weiterhelfen. Da sind schon ganz, ganz viele bei, aktuell sind wir etwas über 300 Mitglieder und es kommt immer mehr Bewegung in die Gruppe. Und je mehr wir werden, umso cooler ist das. Deswegen suche bitte mal bei Facebook einfach nach Zeitmanagement, da findest du dann ganz schnell meine Gruppe „Zeitmanagement, Familie und Business endlich unter einem Hut“. Oder wenn du es dir einfach machen möchtest, gehst du in die Shownotes, klickst drauf oder du gibst in deinem Internetbrowser ein, zeitmanager.club, zeitmanager.club und du wirst direkt zur Facebook-Gruppe weitergeleitet. 

Ich freue mich darauf, wenn ganz, ganz viele von euch dahin kommen und wenn ich auch dich da wieder treffe und wir miteinander in einem näheren Austausch kommen. Also komm jetzt in meine Facebook-Gruppe. Mach's gut.

Bis zum nächsten Mal.
Ciao, ciao!

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2 Kommentare

  • Nett geschrieben aber leider kaum umsetzbar. Ich bin in der Logistik tötig. Da geht es nach Termin. Und wenn man die Aufträge nicht abarbeitet gibts einen Rüffel vom Chef. Ausserdem hat man nette Kollegen die einem alles übrig lassen.
  • Hey Stefan,

    natürlich hängt es sehr von den eignen Umständen ab. Ich richte mich ja in erster Linie an Selbstständige. Danke für dein Feedback

Was denkst du?

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